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Wie Profis Verletzungen vermeiden – Highlights des Orthopädie-Symposiums 2018

Veröffentlicht: 16. November 2018

Wie können in Zukunft Verletzungen effektiver vermieden oder schneller behandelt werden? In diesem Beitrag berichtet Flowgrader Marc Richter von seinen Erlebnissen beim Orthopädie Symposium 2018 in Bad Staffelstein.

Wie können in Zukunft Verletzungen effektiver vermieden oder schneller behandelt werden? In diesem Beitrag berichtet Flowgrader Marc Richter von seinen Erlebnissen beim Orthopädie Symposium 2018 in Bad Staffelstein.

Bei Flowgrade haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, uns stets fortzubilden und euch, unseren Lesern, die neuesten Entwicklungen im Biohacking-Bereich zu präsentieren. Hier berichtet unser Flowgrader Marc Richter von seinen Erfahrungen beim orthopädischen Symposium vom 21. September 2018 in Bad Staffelstein.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Wie du nach einer Verletzung deinen Regenerationsprozess beschleunigen kannst.
  • Wie der Östrogengehalt mit einer Verletzungsgefahr zusammenhängt.
  • Was die extrazelluläre Matrix ist und wie sie mit unserem Bewegungsapparat zusammenhängt.
  • Was Schallpause ist und wie ein Profihandballer damit wieder gesund wurde.
  • Wie du mit Augenbewegungen dein Nervensystem trainieren kannst.

Viel Spaß beim Lesen! Ich übergebe das Wort an unseren Marc.

-Max

Diesen Herbst war ich auf Einladung unseres Freundes Holger Stummer, ein bekanntes Gesicht auf unseren FlowFest-Events, auf dem Orthopädischen Symposium im Bildungszentrum Bad Staffelstein.

Holger arbeitet bei der Rehabilitationsklinik Lautergrund, die sehr viel mit Profisportlern zusammenarbeitet und daher immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten ist, diese schneller fit zu bekommen.

Nicht nur die Namen der Referenten waren hochkarätig, sondern auch die Location bot ein einmaliges Ambiente. Ein altes Kloster gelegen auf einem Berg.

Im folgenden Text möchte ich euch kurz vorstellen, welche zentralen Punkte ich von den tollen Vorträgen der Redner mitgenommen habe. Jeder gilt als eine Koryphäe auf seinem Gebiet.

Dr. Robert Schleip – Der Faszienpapst

Dr. Robert Schleip ist wohl die bekannteste Person im deutschsprachigen Raum, wenn es um das Thema Faszien geht. Der Humanbiologe und Buchautor forscht mit diesem Schwerpunkt an der Uni in Ulm. Da das Thema relativ neu ist, betont er immer wieder, es könne sein, dass er manche seiner Aussagen später wieder ändern muss.

Daher startete er mit der Aussage, dass er ein drittel seiner Aussagen vom Kongress vor zwei Jahren ändern müsse. Dr. Schleip berichtete, die Austauschrate des intramuskulären Bindegewebes und des Kollagens dauere etwa 7 Monate. Eine Ausnahme stellt die Achillessehne dar. Interessanterweise kann man diesen Prozess um das zwei- bis dreifache durch Sport beschleunigen.

Das bedeutet, man sollte nach einer Verletzung nicht faul rumliegen, sondern sich schmerzfrei und adäquat bewegen oder sogar trainieren.

Auch interessant war die Aussage, dass ein hoher Östrogengehalt die Verletzungsgefahr bei Frauen erhöht, da es das Bindegewebe weicher macht. Dies liegt an einer geringeren Dichte der enzymatischen Cross-Links, was die Querverbindung zwischen dem Kollagen ist.

Was bedeutet das für Frauen und Coaches, die mit Frauen trainieren?

Um den Eisprung herum sollte man dies beim Training oder Sport bedenken und keine Bewegungen machen, bei denen man stark abbremsen muss, wie Plyometrics oder Sprints.

Auch sehr spannend war die Erkenntnis, dass es keine Korrelation zwischen chronischen Rückenschmerzen gibt und der Festigkeit des Gewebes an der schmerzenden Stelle. Wer daher chronische Rückenschmerzen im unteren Bereich hat, sollte nicht auf der schmerzenden Stelle rumkneten, sondern sich lieber adäquat bewegen.

Sein letzter spannender Punkt war die Aussage, dass zehnminütiges Dehnen antientzündlich und antifibrotisch wirkt. Außerdem konnte Dr. Helene Langevin in ihren Forschungen herausfinden, dass zehnminütiges Dehnen das Wachstum eines Tumors um bis zu 52 % reduzieren kann. Hier ihr Vortrag dazu.

Dr. Bernhard Dickreiter – Experte für Matrixtherapie

Dr. Bernhard Dickreiter plädiert dafür den Begriff Bewegungsapparat in den Begriff Bewegungsorgan umzubennen, was ich sehr spannend finde.

Aufgrund seiner langen Arbeit im Reha-Bereich hat er die Bedeutung der extrazellulären Matrix (EM) erkannt. Doch was ist das? Stell dir das wie das Wasser in einem Aquarium vor. Genau das ist die extrazelluläre Matrix für unsere Zellen. Nun kannst du dir vorstellen, was mit einem Fisch in dreckigem Wasser passiert. Es wird ihm nicht besonders gut gehen.

Genau so ergeht es unseren Zellen, wenn die EM verschmutzt. Interessant fand ich, dass die wenigsten Leitbahnen, wie z.B. Nerven oder Blutgefäße einen direkten Zugang zu den Zellen haben, sondern immer in der EM landen und die Stoffe anschließend durch diesen Raum zur passenden Zelle müssen. Wie groß dieser Raum ist, zeigt die Tatsache, dass die EM 25-30 % unserer Körpermasse ausmacht oder ca. 18-20 Liter.

Wie funktioniert der Austausch und das Sauberhalten der EM? Unser Herz pumpt das Blut raus und unsere Skelettmuskulatur ist für das Ruckpumpen zuständig. Ist dieser Vorgang nicht effektiv, bleiben Schadstoffe in der EM.

Messungen zeigen, dass der ruhende Muskel bei einer Frequenz von 8-12 Hertz schwingt, bei Bewegung sogar bei 30 Hertz. Das bedeutet, der beste Weg um die EM fit zu halten, sind Läufe oder Spaziergänge, am besten im Wald. Falls die EM schon verschlackt ist, gibt es spezielle Geräte, die in diesem Bereich schwingen.

Henning Fritz – Profihandballer und Weltmeister

Der emotionalste Vortrag war von einem meiner Jugendidole Henning Fritz. Da ich aus dem Handball komme, habe ich viele Minuten vor dem Fernsehen verbracht, wenn Henning Fritz im deutschen Trikot für die Handball Nationalmannschaft spielte.

Der Titel seines Vortrages war Aus der Depression zum Weltmeister. Henning hat den Werdegang seiner Karriere geschildert. Anfangs ging es nur bergauf, bis zum Höhepunkt 2004, wo er Europameister, Deutscher Meister und Welthandballer war.

Doch wer sich etwas im Handball auskennt, weiß, dass man dort nicht viele Pausen bekommt. Und dies hat auch Henning zu spüren bekommen.

Aufgrund des hohen körperlichen Pensums, des mentalen Drucks und persönlicher Situation fiel er in ein Loch. Henning merkte, dass er plötzlich nicht mehr die gewohnte Leistung abrufen konnte. Keiner der Ärzte konnte ihm helfen. Also begab er sich selbst auf die Suche und fand die Schallpause, eine spezifisch angepasste Musik mit der er wieder zu alter Kraft fand.

Wo wir wieder beim Thema Schwingungen wären. Henning überzeugte vor der Heim WM 2007 auch den Bundestrainer und schrieb dieser regenerativen Maßnahme einen erheblichen Anteil am Gewinn der WM zu.

Es muss nicht genau diese Art der Regeneration sein, sondern dies soll deutlich machen, wie wichtig in der heutigen schnellen Welt Pausen und Auszeiten sind.

Dr. Kurt Mosetter – Experte für Myoreflextherapie

Dr. Kurt Mosetter würde ich nach seinem Vortrag auch als einen modernen Biohacker bezeichnen. Dass er weiß, wovon er spricht, zeigen seine Erfolge als er mit der deutschen Nationalmannschaft und RB Leipzig zusammengearbeitet hatte.

Es war beeindruckend, wie viele verschiedene wichtige Bereiche er innerhalb der Stunde für die Reha abdecken konnte. Am meisten stach der Bereich Darm und Ernährung heraus.

Dr. Mosetter ist ein großer Befürworter der Low-Carb und Keto-Ernährung. Es ist wichtig, den aktuellen Zustand einer Person erst einmal zu bestimmen, z.B. über Blutwerte und Schlaftracking, um anschließend ein personalisiertes Programm der Supplementierung und anderer Maßnahmen aufstellen zu können.

Ein wichtiger Wert ist hier HbA1C, der bei 4,1 und nicht wie angegeben bei 5,5 liegen sollte. HbA1C wird als das Zuckergedächtnis des Körpers bezeichnet. Auch betonte Dr. Mosetter die Wichtigkeit von Omega 3 Fettsäuren und des richtigen Indexes zu den Omega 6 Fettsäuren, worüber Max ja auch schon im Podcast mit Anja Leitz gesprochen hat.

Patrick Meinart – Neuroathletik

Den Schluss machte unser Freund Patrick Meinart mit seinem Vortrag über Neuroathletik. Dieses bisher noch unbekannte Thema wird in Zukunft im Sport und Reha-Bereich immer wichtiger werden.

Im Grunde beschreibt es den Zusammenhang von Bewegung und dem Gehirn, das ja das Cockpit aller Bewegungen ist. Wenn im Gehirn ein Bereich nicht richtig funktioniert, wird auch die davon abhängige Bewegung nicht gut sein.

Ein gutes Beispiel, dass Patrick brachte, war die australische Schwimmerin Jessica Ashwood. Sie ist zweifache Olympia-Teilnehmerin und das trotz einer Skoliose.

Dieses Beispiel zeigt, dass nicht primär die Strukturen, sondern das Gehirn und zentrale Nervensystem wichtig für unsere Bewegungen sind.

Wie kann uns nun Neuroathletik Training im Alltag oder bei der Regeneration helfen?

Wenn du zum Beispiel ein Problem bei der Extension im Alltag oder Sport hast, solltest du als Warm-Up deine Blickrichtung nach oben trainieren. Die Augenbewegung nach oben aktiviert komplett deine Streckermuskulatur in der hinteren Kette.

Außerdem hilft der externe Fokus den Schmerz etwas zu vergessen, was vielen Schmerzpatienten helfen würde. Eine gute Übung bei einem schlechten Gangbild oder zum Aufwärmen wäre auch der Infinity Walk.

Falls du mehr zu diesem spannenden Thema wissen willst, hat Patrick auch gerade sein neues Buch Mobility: Das große Handbuch herausgebracht.

Das wars! Hinterlasst mir gerne einen Kommentar weiter unten und gebt mir ein kurzes Feedback, was ihr aus diesem Beitrag mitgenommen habt. Dazu kann ich euch unbedingt die Flowgrade Show Episode Warum Powerlifter kein Yoga machen sollten mit Dr. Stuart McGill.

Marc Richter ist ein Performance Coach und der Event und Community Manager für Flowgrade. Marc ist der Fortbildungs-Aficionado im Flowgrade Team und teilt gerne und regelmäßig seine Erfahrungen.

Bilderquellen: Marc Richter, H2M Architekten, Shutterstock

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2 Kommentare

  • Moin,

    schöner und interessanter Artikel mit vielen weiterführenden Links. Insgesamt wirklich sehr interessant, danke dafür;)

    Schöne Grüße aus Hamburg, Cevin

  • Hey! Das Thema Östrogen und Verletzungsgefahr interessiert mich sehr. Aber anscheinend anderen Blickwinkel, denn bei mir ist der Östrogenspiegel total im Keller (Progesteron auch, eigentlich alle Hormone ausser Testosteron…). Kann es sein, dass auch ein zu geringer Östrogenspiegel Verletzungen begünstigt? Jedenfalls ist ja das Estriol mit verantwortlich für die Feuchtigkeit der Schleimhäute, und solche hat man ja überall im Körper… Jedenfalls habe ich festgestellt, dass ich häufiger Muskelschmerzen und länger Muskelkater habe als andere, die vergleichbar fit sind.

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