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Neuromeditation – Wie funktioniert es wirklich

Veröffentlicht: 1. Oktober 2020

Der folgende Artikel ist ein Gastbeitrag von Marbod Kindermann. Marbod arbeitet im eigentlichen Leben als technischer Projektleiter, beschäftigt sich aber seit einigen Jahren mit den verschiedenen Aspekten einer gesunden Lebensweise. Über das Thema der für den Menschen artgerechten Ernährung ist er zum Fitnesssystem der natürlichen Bewegungen „MovNat“ gekommen und dort als Level 2 Trainer tätig. Er organisiert…

Der folgende Artikel ist ein Gastbeitrag von Marbod Kindermann. Marbod arbeitet im eigentlichen Leben als technischer Projektleiter, beschäftigt sich aber seit einigen Jahren mit den verschiedenen Aspekten einer gesunden Lebensweise.

Über das Thema der für den Menschen artgerechten Ernährung ist er zum Fitnesssystem der natürlichen Bewegungen „MovNat“ gekommen und dort als Level 2 Trainer tätig. Er organisiert mit seinen Partnern als „MovNat München“ Workshops, Events und Retreats um den Teilnehmern zu vermitteln, mit welchen einfachen Tools sich Wege finden lassen in unserer modernen Welt wieder zurück zu einer gesunden, nachhaltigen Mitte zu kommen.

In diesem Zusammenhang beschäftigt sich Marbod aktuell auf Basis seiner mehrjährigen Meditationspraxis intensiv mit den Auswirkungen der verschiedenen Meditationsstile auf das Gehirn und experimentiert mittels EEG mit Wechselwirkungen zwischen Atemtechniken, akustischer Stimulation und Meditation.

WAS IST NEUROMEDITATION?

Die am NeuroMeditation Institute von Dr. Jeff Tarrant entwickelte Methode der NeuroMeditation entmystifiziert gewissermaßen die Herangehensweise an Meditation. Diese wird dabei als mentales Training für das Gehirn gesehen und macht Meditation damit für viele Menschen zugänglich, die bisher den konkreten Nutzen für sich selbst nicht erkennen konnten oder Meditation eher in die Esoterik-Ecke gestellt haben.

Neu ist dabei insbesondere die deutliche Trennung der bekannten Meditationsrichtungen und Ausführungen in 4 klar abgrenzbare Stile, welche alle unterschiedlich auf das Gehirn wirken und damit ein spezifischeres Training mit spezifischen Zielen ermöglichen.

Auch wenn eine Zielsetzung in der Meditation traditionell meist als irreführend gesehen wird, müssen wir ehrlich sein: Wer setzt sich schon täglich hin, meditiert 20-40 min ohne dabei eine Absicht zu haben?

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

Durch diese Aufgliederung in 4 Stile wird es möglich mit einem einfachen Test (Link siehe unten) herauszufinden, welcher der Stile nun für mich am meisten Sinn macht und mir im Alltag am besten weiterhilft.

Die Aufteilung in die Stile erfolgt dabei mithilfe unzähliger wissenschaftlicher Studien, die die neuronalen Auswirkungen im Gehirn untersucht haben.

Grundsätzlich gibt es 2 Richtungen: Meditationen, die das Gehirn anregen und Meditationen, die das Gehirn beruhigen.

Hierbei sieht man schon, dass ich mit einem angeregten, überstrapazierten Gehirn wahrscheinlich wenig Nutzen von einer Meditation habe, die die Aktivität weiter in Richtung von Beta und Gamma Wellen schiebt.

Wie kann Meditation mein Gehirn verändern?

Bevor wir näher auf die vier Stile eingehen, bleibt noch zu erläutern warum Meditation überhaupt die Funktionsweise des Gehirns verändert. Warum kann ich durch das Stillhalten auf einem Meditationskissen die Art und Weise verändern, wie ich meine Umgebung wahrnehme, auf Menschen reagiere oder wie ich Emotionen durchlebe?

Der Mechanismus funktioniert auf die gleiche Weise wie das Training für den Körper. Ich möchte einen Marathon laufen? Dann mache ich marathonspezifisches Training.

Ich möchte einen richtigen Klimmzug können? Dann trainiere ich erst einmal meine Rückenmuskeln und arbeite mich langsam vorwärts, bis ich die Schnellkraft und Koordination dazu habe, meinen Kopf über die Stange zu ziehen.

Ich möchte, dass meine Gedankenkreise um Probleme aufhören und ich eine neue, entspanntere Sichtweise auf die Situationen bekomme? Dann trainiere ich mein Gehirn auf genau dieses Denkmuster.

Neuromeditation

Studien zeigen, dass durch wiederholtes Lenken der Gedanken, das Richten der Aufmerksamkeit, das Hervorrufen von Emotionen und das Beobachten des Egos diese Denkmuster im Gehirn verankert werden.

Genauso wie ein Muskel über das körperliche Training wächst, verdrahtet sich das Gehirn über neuroplastische Vorgänge neu. Dabei werden neue Neuronen im Gehirn gebildet und neue Vernetzungen zwischen ihnen entstehen. Das macht es uns dann leichter festgefahrene Verhaltensweisen aufzulösen und neue zu erlernen.

Und auch hier gilt: regelmäßiges Training schafft die Veränderung!

Stil #1: FOCUS

Der Meditationsstil FOCUS ist eine der anregenden Meditationen für das Gehirn. Wie der Name schon sagt: es geht darum, die Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes zu richten und gewillt zu halten. Hierbei solltest du den Fokus deiner Gedanken gezielt auf einen Punkt fokussieren.

Das können zum Beispiel das Brustbein oder die Nasenlöcher sein. Wichtig ist, der Versuchung zu widerstehen, mit dem Fokus durch den Körper zu wandern sobald sich das Gehirn langweilt (und das geht meist sehr schnell!). Wir leben in einer Welt der ständigen Ablenkung und des scheinbaren Multitaskings.

Wer hört heute noch einfach nur Musik, liest ein Buch ohne Blicke auf das Handy oder macht neben dem Telefonieren mit Freunden nicht noch schnell die Küche nebenher? Wir konditionieren gewissermaßen unser Gehirn auf diesen „Monkey-Mind“, deinen Verstand, der sich wie ein betrunkenes Äffchen verhält. Damit wird es immer schwieriger, sich nur auf eine Sache zu fokussieren und eine Zeit lang dabei zu bleiben.

Neuronal wird das Gehirn bei dieser Meditation trainiert, insbesondere im präfrontalen Cortex, Beta und Gamma Wellen zu verstärken. Die Aktivität im posterioren Gyrus cinguli wird dabei heruntergefahren, was sich durch eine Verringerung der Beta Wellen zeigt.

Dieser Teil des Gyrus cinguli ist quasi die Schaltzentrale unseres Egos – das Default Mode Network – und wird immer aktiv, wenn Gedanken hochkommen, zum Beispiel, wenn dir gerade einfällt, dass du noch etwas zu erledigen hast.

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

WER PROFITIERT VOM FOKUS: Jeder Mensch, der Schwierigkeiten damit hat, bei der Sache zu bleiben kann von einer fokussierten Meditation profitieren.

Stil #2: ACHTSAMKEIT / MNDFULNESS

Der Meditationsstil ACHTSAMKEIT / MINDFULNESS ist eine der beruhigenden Meditationen. Der Begriff wird zwar sehr übergreifend im heutigen Sprachgebrauch verwendet, hat aber hier eine klare Definition: Die gerichtete, nicht wertende Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt. Dazu gehört z.B. der oft praktizierte Body-Scan.

Indem ich die Perspektive auf mich und meinen Körper in eine Beobachterrolle transferiere, entkräfte ich die Bedeutung von Sinneswahrnehmungen und aufkommenden Gedanken.

Dies führt zur Reduzierung von Stress, Anspannung und Sorgen und lässt es zu, Momente einfach nur wieder in ihrer Schönheit wahrzunehmen anstatt direkt die nächsten Pläne zu schmieden.

Im Gehirn zeigt sich Achtsamkeit durch eine Deaktivierung des anterioren Gyrus cinguli (Anstieg der Theta Wellen), die Aktivierung des rechten Insellappens (Anstieg in Gamma und hohen Beta Wellen) und erneut einer Deaktivierung des posterioren Gyrus cinguli.

Im anterioren Gyrus cinguli findet meist die Fehlererkennung statt, welche durch Achtsamkeit beruhigt werden soll. Der rechte Insellappen ist hier der Indikator für eine offene Aufmerksamkeit auf die Sinneseindrücke des Körpers (z.B. Körperhaltung, Atmung, Berührungen, Emotionen).

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

WER PROFITIERT VON ACHTSAMKEIT / MINDFULNESS: Jeder der Stress spürbar reduzieren, innere Ruhe finden und Momente im Hier und Jetzt genießen möchte, könnte es einmal mit einer Achtsamkeitsmeditation probieren.

Stil #3: OPEN HEART

Der Meditationsstil OPEN HEART ist eine das Gehirn anregende Meditation. Bekannt sind hier zum Beispiel Meditationen, die positive Gefühle wie Mitgefühl, Dankbarkeit, Vergebung und Liebe hervorrufen.

Dabei reicht es oft schon, die Aufmerksamkeit auf das Herzzentrum zu richten und ein leichtes, kaum sichtbares Lächeln auf die Lippen zu zaubern, um die Veränderungen im EEG sichtbar machen zu können.

Die Herausforderung ist beim Aufrufen der Emotionen, diese auch wirklich zu spüren und nicht nur an sie zu denken. Der Unterschied ist klar in den Hirnaktivitäten abzulesen.

Hierbei ist der Open Heart Stil zwar gerade dann erstrebenswert, wenn man ein getrübtes Stimmungsbild mit depressiven Ausprägungen hat, aber gerade dann ist es meist nur schwer möglich, in der Meditation in diese positiven Gefühle einzutauchen. Hier ist es ratsam, den Weg zunächst über den Fokus oder die Achtsamkeit zu gehen.

Neuronal spielen sich diese positiven Emotionen in einer Aktivierung des rechten Insellappens (emotionale Wahrnehmung) und des linken präfrontalen Cortex ab. Gerade bei Depressionen scheint die linke Hälfte in der Aktivität der rechten hinterher zu hängen (präfrontale Asymmetrie).

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

WER PROFITIERT VON OPEN HEART: Jeder der Wut und Traurigkeit reduzieren und Dankbarkeit und Liebe kultivieren möchte, könnte von einer Open Heart Meditation profitieren.

Stil #4: QUIET MIND

Der Meditationsstil QUIET MIND beruhigt das Gehirn ähnlich wie die Achtsamkeitsmeditation. Dieser Stil entspricht wohl am ehesten dem Stereotyp der Meditation als gedankenlosen Zustand.

Gerade die transzendentale Meditation (TM) und Zen sind hier namhafte Vertreter, bei denen über verschiedene Mittel eine Stille des Geistes angestrebt wird. Eine Möglichkeit, in diesen Zustand zu kommen sind beispielsweise Mantras, die immer leiser gesagt und gedacht werden, um dann schlussendlich zu verstummen.

Auch die Methode des Spürens von Raum und Volumen (wie die Open Focus Techniken nach Les Fehmi) eignet sich gut, um in eine Gedankenlosigkeit einzutauchen. Meist kann dieser Zustand nicht willentlich erzwungen werden. Er tritt insbesondere dann ein, wenn man sich fallen lässt und sich der Stille hingibt, was sich wieder einmal leichter anhört als es in der Realität ist.

Charakteristisch für diesen Zustand im Gehirn ist der Anstieg von Alphawellen (8-10 Hz) im präfrontalen und parietalen Cortex. Diese tiefen Frequenzen sind schon sehr nahe an den unterbewussten Theta Wellen. Das ist wahrscheinlich ein Grund dafür, warum Mentaltrainer wie Dr. Joe Dispenza gerne mit diesen Open Focus Methoden und Vorstellungen von Raum und Volumen arbeiten, um direkt Einfluss auf die Programmierung des Unterbewusstseins zu nehmen.

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

WER PROFITIERT VON QUIET MIND: Jeder der Ruhe in das ständige Geplappere des Egos bringen und eine gesunde Selbstwahrnehmung kultivieren möchte, könnte es einmal mit einer Quiet Mind Meditation versuchen.

neuromeditation mit eeg unterstützung

Während der Ansatz der NeuroMeditation auch funktioniert, ohne dabei seine Hirnströme zu messen, ist es doch sehr spannend komplette Meditationen aufzuzeichnen, zu messen und anschließend auszuwerten.

Das schöne dabei ist: ich kann als Meditationscoach dem Kunden ein akustisches Feedback geben, welches ihm direkt zeigt: Bin ich noch in der Meditation oder schweifen die Gedanken ab? Dadurch lässt sich die Zeit in der Meditation viel effektiver nutzen und der Trainingseffekt ist deutlich stärker.

Ich habe früh versucht dieses Feedback mit den verfügbaren Fitnesstrackern zu erhalten, wurde aber immer wieder enttäuscht von der Ungenauigkeit der Messungen. Mit dem Hintergrundwissen, welche unterschiedlichen Hirnareale in welcher Weise betroffen sind kann dies auch durch die bisher verfügbaren Geräte derzeit auch nur schwer abgebildet werden.

Diese Grafik zeigt beispielhaft, wie sich die Aktivität des linken präfrontalen Cortex über die Zeit in der Meditation des Open Heart Stils gesteigert hat (Anstieg von Gamma und Beta, bei gleichzeitiger Abnahme von Alpha und Theta):

Bildquelle: Marbod Kindermann; Amplituden [µV] über die Zeit [min] während einer Open Heart Meditation

In der Regel leite ich die Meditation zunächst generell ein, bevor es direkter in den eigentlichen Stil geht. Ab der fünften Minute ist gut zu erkennen, wie sich die Amplituden der schnellen Frequenzen sukzessive um gut 5µV steigern während der Abfall der langsameren Frequenzen stattfindet.

Sofern der Fokus wirklich auf den Emotionen gehalten werden kann bleiben diese Amplituden auf dem veränderten Niveau. Fällt man über längere Zeit raus und verliert sich in abschweifenden Gedanken ist das in der Auswertung direkt sichtbar. Hier ist ein leichter Einbruch um die 14. Minute erkennbar.

Weiterführende Links:

Der folgende Artikel ist ein Gastbeitrag von Marbod Kindermann. Marbod arbeitet im eigentlichen Leben als technischer Projektleiter, beschäftigt sich aber seit einigen Jahren mit den verschiedenen Aspekten einer gesunden Lebensweise.

Über das Thema der für den Menschen artgerechten Ernährung ist er zum Fitnesssystem der natürlichen Bewegungen „MovNat“ gekommen und dort als Level 2 Trainer tätig. Er organisiert mit seinen Partnern als „MovNat München“ Workshops, Events und Retreats um den Teilnehmern zu vermitteln, mit welchen einfachen Tools sich Wege finden lassen in unserer modernen Welt wieder zurück zu einer gesunden, nachhaltigen Mitte zu kommen.

In diesem Zusammenhang beschäftigt sich Marbod aktuell auf Basis seiner mehrjährigen Meditationspraxis intensiv mit den Auswirkungen der verschiedenen Meditationsstile auf das Gehirn und experimentiert mittels EEG mit Wechselwirkungen zwischen Atemtechniken, akustischer Stimulation und Meditation.

Was ist Neuromeditation?

Die am NeuroMeditation Institute von Dr. Jeff Tarrant entwickelte Methode der NeuroMeditation entmystifiziert gewissermaßen die Herangehensweise an Meditation. Diese wird dabei als mentales Training für das Gehirn gesehen und macht Meditation damit für viele Menschen zugänglich, die bisher den konkreten Nutzen für sich selbst nicht erkennen konnten oder Meditation eher in die Esoterik-Ecke gestellt haben.

Neu ist dabei insbesondere die deutliche Trennung der bekannten Meditationsrichtungen und Ausführungen in 4 klar abgrenzbare Stile, welche alle unterschiedlich auf das Gehirn wirken und damit ein spezifischeres Training mit spezifischen Zielen ermöglichen.

Auch wenn eine Zielsetzung in der Meditation traditionell meist als irreführend gesehen wird, müssen wir ehrlich sein: Wer setzt sich schon täglich hin, meditiert 20-40 min ohne dabei eine Absicht zu haben?

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

Durch diese Aufgliederung in 4 Stile wird es möglich mit einem einfachen Test (Link siehe unten) herauszufinden, welcher der Stile nun für mich am meisten Sinn macht und mir im Alltag am besten weiterhilft.

Die Aufteilung in die Stile erfolgt dabei mithilfe unzähliger wissenschaftlicher Studien, die die neuronalen Auswirkungen im Gehirn untersucht haben.

Grundsätzlich gibt es 2 Richtungen: Meditationen, die das Gehirn anregen und Meditationen, die das Gehirn beruhigen.

Hierbei sieht man schon, dass ich mit einem angeregten, überstrapazierten Gehirn wahrscheinlich wenig Nutzen von einer Meditation habe, die die Aktivität weiter in Richtung von Beta und Gamma Wellen schiebt.

Wie kann Meditation mein Gehirn verändern?

Bevor wir näher auf die vier Stile eingehen, bleibt noch zu erläutern warum Meditation überhaupt die Funktionsweise des Gehirns verändert. Warum kann ich durch das Stillhalten auf einem Meditationskissen die Art und Weise verändern, wie ich meine Umgebung wahrnehme, auf Menschen reagiere oder wie ich Emotionen durchlebe?

Der Mechanismus funktioniert auf die gleiche Weise wie das Training für den Körper. Ich möchte einen Marathon laufen? Dann mache ich marathonspezifisches Training.

Ich möchte einen richtigen Klimmzug können? Dann trainiere ich erst einmal meine Rückenmuskeln und arbeite mich langsam vorwärts, bis ich die Schnellkraft und Koordination dazu habe, meinen Kopf über die Stange zu ziehen.

Ich möchte, dass meine Gedankenkreise um Probleme aufhören und ich eine neue, entspanntere Sichtweise auf die Situationen bekomme? Dann trainiere ich mein Gehirn auf genau dieses Denkmuster.

Studien zeigen, dass durch wiederholtes Lenken der Gedanken, das Richten der Aufmerksamkeit, das Hervorrufen von Emotionen und das Beobachten des Egos diese Denkmuster im Gehirn verankert werden.

Genauso wie ein Muskel über das körperliche Training wächst, verdrahtet sich das Gehirn über neuroplastische Vorgänge neu. Dabei werden neue Neuronen im Gehirn gebildet und neue Vernetzungen zwischen ihnen entstehen. Das macht es uns dann leichter festgefahrene Verhaltensweisen aufzulösen und neue zu erlernen.

Und auch hier gilt: regelmäßiges Training schafft die Veränderung!

Stil #1: Focus

Der Meditationsstil Focus ist eine der anregenden Meditationen für das Gehirn. Wie der Name schon sagt: es geht darum, die Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes zu richten und gewillt zu halten. Hierbei solltest du den Fokus deiner Gedanken gezielt auf einen Punkt fokussieren.

Das können zum Beispiel das Brustbein oder die Nasenlöcher sein. Wichtig ist, der Versuchung zu widerstehen, mit dem Fokus durch den Körper zu wandern sobald sich das Gehirn langweilt (und das geht meist sehr schnell!). Wir leben in einer Welt der ständigen Ablenkung und des scheinbaren Multitaskings.

Wer hört heute noch einfach nur Musik, liest ein Buch ohne Blicke auf das Handy oder macht neben dem Telefonieren mit Freunden nicht noch schnell die Küche nebenher? Wir konditionieren gewissermaßen unser Gehirn auf diesen „Monkey-Mind“, deinen Verstand, der sich wie ein betrunkenes Äffchen verhält. Damit wird es immer schwieriger, sich nur auf eine Sache zu fokussieren und eine Zeit lang dabei zu bleiben.

Neuronal wird das Gehirn bei dieser Meditation trainiert, insbesondere im präfrontalen Cortex, Beta und Gamma Wellen zu verstärken. Die Aktivität im posterioren Gyrus cinguli wird dabei heruntergefahren, was sich durch eine Verringerung der Beta Wellen zeigt.

Dieser Teil des Gyrus cinguli ist quasi die Schaltzentrale unseres Egos – das Default Mode Network – und wird immer aktiv, wenn Gedanken hochkommen, zum Beispiel, wenn dir gerade einfällt, dass du noch etwas zu erledigen hast.

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

Wer profitiert vom Fokus: Jeder Mensch, der Schwierigkeiten damit hat, bei der Sache zu bleiben kann von einer fokussierten Meditation profitieren.

Stil #2: Achtsamkeit / Mindfulness

Der Meditationsstil Achtsamkeit / Mindfulness ist eine der beruhigenden Meditationen. Der Begriff wird zwar sehr übergreifend im heutigen Sprachgebrauch verwendet, hat aber hier eine klare Definition: Die gerichtete, nicht wertende Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt. Dazu gehört z.B. der oft praktizierte Body-Scan.

Indem ich die Perspektive auf mich und meinen Körper in eine Beobachterrolle transferiere, entkräfte ich die Bedeutung von Sinneswahrnehmungen und aufkommenden Gedanken.

Dies führt zur Reduzierung von Stress, Anspannung und Sorgen und lässt es zu, Momente einfach nur wieder in ihrer Schönheit wahrzunehmen anstatt direkt die nächsten Pläne zu schmieden.

Im Gehirn zeigt sich Achtsamkeit durch eine Deaktivierung des anterioren Gyrus cinguli (Anstieg der Theta Wellen), die Aktivierung des rechten Insellappens (Anstieg in Gamma und hohen Beta Wellen) und erneut einer Deaktivierung des posterioren Gyrus cinguli.

Im anterioren Gyrus cinguli findet meist die Fehlererkennung statt, welche durch Achtsamkeit beruhigt werden soll. Der rechte Insellappen ist hier der Indikator für eine offene Aufmerksamkeit auf die Sinneseindrücke des Körpers (z.B. Körperhaltung, Atmung, Berührungen, Emotionen).

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

Wer profitiert von Achtsamkeit / Mindfulness: Jeder der Stress spürbar reduzieren, innere Ruhe finden und Momente im Hier und Jetzt genießen möchte, könnte es einmal mit einer Achtsamkeitsmeditation probieren.

Stil #3: Open Heart

Der Meditationsstil Open Heart ist eine das Gehirn anregende Meditation. Bekannt sind hier zum Beispiel Meditationen, die positive Gefühle wie Mitgefühl, Dankbarkeit, Vergebung und Liebe hervorrufen.

Dabei reicht es oft schon, die Aufmerksamkeit auf das Herzzentrum zu richten und ein leichtes, kaum sichtbares Lächeln auf die Lippen zu zaubern, um die Veränderungen im EEG sichtbar machen zu können.

Die Herausforderung ist beim Aufrufen der Emotionen, diese auch wirklich zu spüren und nicht nur an sie zu denken. Der Unterschied ist klar in den Hirnaktivitäten abzulesen.

Hierbei ist der Open Heart Stil zwar gerade dann erstrebenswert, wenn man ein getrübtes Stimmungsbild mit depressiven Ausprägungen hat, aber gerade dann ist es meist nur schwer möglich, in der Meditation in diese positiven Gefühle einzutauchen. Hier ist es ratsam, den Weg zunächst über den Fokus oder die Achtsamkeit zu gehen.

Neuronal spielen sich diese positiven Emotionen in einer Aktivierung des rechten Insellappens (emotionale Wahrnehmung) und des linken präfrontalen Cortex ab. Gerade bei Depressionen scheint die linke Hälfte in der Aktivität der rechten hinterher zu hängen (präfrontale Asymmetrie).

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

Wer profitiert von Open Heart: Jeder der Wut und Traurigkeit reduzieren und Dankbarkeit und Liebe kultivieren möchte, könnte von einer Open Heart Meditation profitieren.

Stil #4: Quiet Mind

Der Meditationsstil Quiet Mind beruhigt das Gehirn ähnlich wie die Achtsamkeitsmeditation. Dieser Stil entspricht wohl am ehesten dem Stereotyp der Meditation als gedankenlosen Zustand.

Gerade die transzendentale Meditation (TM) und Zen sind hier namhafte Vertreter, bei denen über verschiedene Mittel eine Stille des Geistes angestrebt wird. Eine Möglichkeit, in diesen Zustand zu kommen sind beispielsweise Mantras, die immer leiser gesagt und gedacht werden, um dann schlussendlich zu verstummen.

Auch die Methode des Spürens von Raum und Volumen (wie die Open Focus Techniken nach Les Fehmi) eignet sich gut, um in eine Gedankenlosigkeit einzutauchen. Meist kann dieser Zustand nicht willentlich erzwungen werden. Er tritt insbesondere dann ein, wenn man sich fallen lässt und sich der Stille hingibt, was sich wieder einmal leichter anhört als es in der Realität ist.

Charakteristisch für diesen Zustand im Gehirn ist der Anstieg von Alphawellen (8-10 Hz) im präfrontalen und parietalen Cortex. Diese tiefen Frequenzen sind schon sehr nahe an den unterbewussten Theta Wellen. Das ist wahrscheinlich ein Grund dafür, warum Mentaltrainer wie Dr. Joe Dispenza gerne mit diesen Open Focus Methoden und Vorstellungen von Raum und Volumen arbeiten, um direkt Einfluss auf die Programmierung des Unterbewusstseins zu nehmen.

Bildquelle: NMI https://www.neuromeditationinstitute.com

Wer profitiert von Quiet Mind: Jeder der Ruhe in das ständige Geplappere des Egos bringen und eine gesunde Selbstwahrnehmung kultivieren möchte, könnte es einmal mit einer Quiet Mind Meditation versuchen.

Neuromeditation mit EEG Unterstützung

Während der Ansatz der Neuro Meditation auch funktioniert, ohne dabei seine Hirnströme zu messen, ist es doch sehr spannend komplette Meditationen aufzuzeichnen, zu messen und anschließend auszuwerten.

Das schöne dabei ist: ich kann als Meditationscoach dem Kunden ein akustisches Feedback geben, welches ihm direkt zeigt: Bin ich noch in der Meditation oder schweifen die Gedanken ab? Dadurch lässt sich die Zeit in der Meditation viel effektiver nutzen und der Trainingseffekt ist deutlich stärker.

Ich habe früh versucht dieses Feedback mit den verfügbaren Fitnesstrackern zu erhalten, wurde aber immer wieder enttäuscht von der Ungenauigkeit der Messungen. Mit dem Hintergrundwissen, welche unterschiedlichen Hirnareale in welcher Weise betroffen sind kann dies auch durch die bisher verfügbaren Geräte derzeit auch nur schwer abgebildet werden.

Diese Grafik zeigt beispielhaft, wie sich die Aktivität des linken präfrontalen Cortex über die Zeit in der Meditation des Open Heart Stils gesteigert hat (Anstieg von Gamma und Beta, bei gleichzeitiger Abnahme von Alpha und Theta):

Bildquelle: Marbod Kindermann; Amplituden [µV] über die Zeit [min] während einer Open Heart Meditation

In der Regel leite ich die Meditation zunächst generell ein, bevor es direkter in den eigentlichen Stil geht. Ab der fünften Minute ist gut zu erkennen, wie sich die Amplituden der schnellen Frequenzen sukzessive um gut 5µV steigern während der Abfall der langsameren Frequenzen stattfindet.

Sofern der Fokus wirklich auf den Emotionen gehalten werden kann bleiben diese Amplituden auf dem veränderten Niveau. Fällt man über längere Zeit raus und verliert sich in abschweifenden Gedanken ist das in der Auswertung direkt sichtbar. Hier ist ein leichter Einbruch um die 14. Minute erkennbar.

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1 Kommentar

  • Christa Thiel Thiel

    Und was genau mache ich da?
    Hab noch nie meditiert.
    Musik hören oder wie oder was? Ich habe rein gar keine Hinweise in dem Text . Sprech ich was. Ich setze mich auf die Couch. Und wie weite??
    Danke für kurze Rückinfo

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